Mit dem Mariandl am Meer ist nun auch in Prora-Block 4 ein Hotel zu finden

Welche Verbindung zwischen den Alpen und der Ostsee existiert, erschließt sich nicht auf Anhieb. Eine künstliche Brücke schafft nun das neue Hotel „Mariandl am Meer“. Es hat sein Zuhause in Prora-Block 4 gefunden und ist nach Eigenauskunft das nördlichste Alpenresort.

Die Idee für die Unterkunft geht auf drei Bayern zurück, die derzeit Geschäftsführer der Bauart GmbH sind. Diese Firma stemmt nicht nur die Sanierung des 450m langen Blocks 4, sondern sie hat vor kurzem auch noch 300m von Block 5 erworben. Es war der letzte Block, der sich noch in öffentlicher Hand befand. Im nördlichsten Teil, welcher im Besitz des Landkreises Vorpommer-Rügen verbleibt, ist zurzeit eine DJH Jugendherberge untergebracht.

  • 1 von 3 Große Teile von Prora-Block 4 sind bereits fertig saniert und befinden sich inzwischen in Privateigentum (Oktober 2019)

  • 2 von 3 Alwy Allwissend schaut sich den Fortschritt der Sanierung von Prora-Block 4 auf der Seeseite an (Oktober 2019)

  • 3 von 3 Der überwiegende Teil von Prora-Block 5 befindet sich in einem maroden Zustand (Januar 2019)

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Neben dem „DORMERO“ (Block 1) und dem „Prora Solitaire“ (Block 2) ist das „Mariandl am Meer“ nun das dritte Hotel im Koloss von Prora, einem riesigen Gebäudekomplex. Dieser wurde ursprünglich von den Nationalsozialisten als „Seebad der 20.000“ geplant, allerdings nur im Rohbau fertig und auch nur unvollständig. Nach dem Untergang des NS-Regimes wurden die baulichen Hinterlassenschaften von der DDR zu einer Großkaserne umgebaut.

Heute ist der düstere Putz der NVA an vielen Fassaden einem cremeweiß gewichen. Die in Prora tätigen Investoren haben in eigenwilliger Auslegung von Denmalschutz-Vorschriften die einschüchternde Monotonie des Gebäuderiegels aufgebrochen. Dies war sicherlich notwendig, um Urlaubsgäste und Privateigentümer anzuziehen. Gleichzeitig ist allerdings Skepsis angebracht, ob das Wegbauen von Geschichte der richtige Umgang mit dem Erbe zweier deutscher Diktaturen ist.

Der Sprung ins kühle Nass der Ostsee an einem schönen Sommertag ist im Zweifelsfall naheliegender als die kritische Auseinadersetzung mit diesem geschichtsträchtigen Ort, der besonders bei den in Prora stationierten Bausoldaten – Kriegsdienstverweigerern, die das DDR-Regime peinigte – keine schönen Erinnerungen wecken dürfte.

Spannend wird, ob sich das „Mariandl am Meer“ gegen seine beiden näheren Mitbewerber sowie gegen die Hotellerie im nahegelegenen Ostseebad Binz durchsetzen kann. Vielleicht ist die Schaffung einer Urlaubswelt im Alpen-Look in Verbindung mit einem schönen Sandstrand ein kreativer Weg um vom tristen Drumherum in Prora abzulenken. Bis heute fehlt es schlichtweg an einer vernünftigen Infrastruktur.

#Binz #Ostsee #Prora #Rügen

9. Oktober 2019