In Deutschland wurde Bench hauptsächlich durch die Fleecejacke mit dem Funnel Neck bekannt

Vor einigen Jahren waren die Fleecejacken mit dem großen Schriftzug „Bench“ am Kragen nicht zu übersehen. Doch die Jacken verschwanden zusehends aus dem Straßenbild und nun vielleicht auch die gesamte Marke, denn Bench ist insolvent.

Wer seit Montag den Onlineshop von BENCH ansteuert, wird von einem Bild begrüßt, auf dem in großer Schriftgröße geschrieben steht: „WE ARE BUSY UPDATING OUR WEBSITE!“ Etwas unscheinbarer darunter findet sich noch der Hinweis: „Leider können wir im Moment keine Bestellungen verarbeiten. Melde Dich zu unserem Newsletter an und wir halten Dich auf dem Laufenden.“

Das Modelabel, welches 1989 in Manchester gegründet wurde, hat schon bessere Zeiten gesehen. In den Hochzeiten der Marke waren selbst Stars wie Lady Gaga, Robbie Williams und Jess Glynne Fans. Vor allem aber konnte Bench mit seinen bunten Outfits eine junge Zielgruppe für sich begeistern, die dank der meistens groß angebrachten Logos bewusst oder unbewusst als Litfaßsäulen durch die Straßen liefen.

  • 1 von 4 Große Logoprints schmückten so einige Bench-Kleidungsstücke

  • 2 von 4 Eine Bench-Jacke wurde auch schon einmal von einem flippigen Palmenprint geziert

  • 3 von 4 Qualitätsprobleme: Besonders häufig waren Bench-T-Shirts vom Pilling betroffen. Darunter sind kleine unliebsame Knötchen gemeint, welche sich beim Waschen auf der Oberfläche bilden.

  • 4 von 4 Musste inzwischen schließen: Bench-Filiale im Outlet-Center Neumünster

< >

Eines blieb für die Anhänger der ersten Stunde allerdings immer unverständlich: Warum war die Fleecejacke mit dem Funnel Neck („Trichterhals“), welche Bench in Deutschland bekannt machte, so schwer zu ergattern? In Bench Stores war die Jacke, wenn überhaupt nur für Frauen vorhanden. Die klassischen Größen waren dann aber schon vergriffen. Männer hingegen hatten das Nachsehen, obwohl es auch eine Variante der Jacke für Herren gab.

Auf die Frage, wann die Jacke wieder im Sortiment sei, antworteten die Verkäufer im Sommer stets, sie käme im Herbst wieder. Im Herbst hieß es dann wiederum, die Jacke käme erst im Frühjahr wieder zurück. Komischerweise waren sich die Verkäufer alle darin einig, dass es sich bei der Jacke um einen „Klassiker“ handele. Eine Erkenntnis, die das Management wohl nicht mehr teilte. Statt Fleece wurde immer mehr auf Hoodies gesetzt.

Unabhängig davon war die Sortimentspolitik des Herstellers leider der Sargnagel für die Franchisepartner. Sie konnten nie wissen, wann Bench ihnen was und vor allem in welcher Menge liefert. Eine Stammkundschaft lässt sich so nicht aufbauen, zumal die Shops nur verkaufen konnten, was sie auch wirklich vorrätig hatten. Bestellt werden konnte in den Shops grundsätzlich nicht. Ein Grund dafür, warum immer mehr Kunden Richtung Internet abwanderten. In den letzten Jahren gab so denn auch ein Franchisenehmer nach dem anderen auf, sodass Bench-Läden nur noch in Outlet-Centern zu finden waren.

Ansonsten gab es für Kunden nur noch den offiziellen Onlineshop unter bench.de. Dieser führte allerdings im letzten Jahr mit 50 Euro einen ungewöhnlich hohen Mindestbestelltwert für Bestellungen ein. Außerdem verschlechterten sich die Lieferzeiten teilweise dramatisch. Eine Sonntags aufgegebene Bestellung traf teilweise beim Kunden erst am Donnerstag oder Freitag ein. Merkwürdig, zumal Bench im Versand mit Größen wie Hellmann als Fulfillment-Dienstleister und Hermes bzw. DHL zusammenarbeitete. Möglicherweise versuchte das Unternehmen bereits hier die Liquidität durch Einsparungen zu steigern.

Besonders ärgerlich für Vielkäufer waren die Qualitätsmängel, welche sich besonders bei T-Shirts des Labels bemerkbar machten. Der so genannte Pilling-Effekt trat teilweise bereits nach einem einzigen Waschgang auf. Ein T-Shirt wies plötzlich eine Vielzahl von kleinen Knötchen auf, welche das Kleidungsstück optisch älter wirken ließen als es tatsächlich war. Leider ließ sich dieser Effekt nicht dadurch verhindern, dass die von Bench eigentlich für jedes Kleidungsstück geltende niedrige maximale Waschtemeratur von 30 Graf eingehalten wurde.

Es bleibt zu hoffen, dass diese recht kreative Marke trotz Insolvenz eine Zukunft hat. Dafür sprechen in jedem Fall die vielen kreativen Ideen und der bekannte Name. Ein etwaiger Kapitalgeber müsste allerdings langfristig denken, denn ohne die Lösung der Logistik- und Qualitätsprobleme lässt sich sicherlich keine erneute Erfolgsgeschichte schreiben.

#Bench #Fashion #Kapital #Mode #Modelabel

8. Mai 2018