Gespenstisch: Die "Große Freiheit" am Wochenende auf dem Hamburger Kiez

Das Coronavirus macht auch vor der weltberühmten Amüsiermeile Reeperbahn und ihren Seitenstraßen in Hamburg keinen Halt. Wo sonst ausgelassen gefeiert wird, kommt nun ein Gefühl der Beklemmung auf. Gedanken zu einem ganz besonderen Ort Hamburgs: dem Kiez auf St. Pauli.

„Wie gerne würde ich jetzt auf dem Kiez feiern gehen!“, ist ein wohl ein Gedanke, den besonders junge Menschen in Hamburg seit Ausbruch der Corona-Pandemie häufiger hegen. Neben ernsten Gedanken, die den einen mehr, den anderen weniger umtreiben, braucht es hier und da auch mal Zerstreuung. Der Hamburger Kiez bietet genau diesen Ausgleich. Einfach mal die Sau rauslassen, ordentlich abhotten oder beim Alkohol über die Stränge schlagen. Der Kiez verführt Touristen und Einheimische zum Destruktiven und dennoch bietet dieser Ort in Hamburg einen geschützten Raum, in dem die Regel zu gelten scheint: Alles, was auf dem Kiez passiert, bleibt auf dem Kiez.

Doch seitdem das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 und die vom Virus ausgelöste Erkrankung COVID-19 die Welt im Griff haben, ist dieser liebenswerte, geschützte Raum mit seinen ranzigen Clubs, schrägen Bars und miefigen Restaurants in Gefahr geraten. Seit Mittwoch gibt es zwar wieder ein wenig Leben auf dem Kiez, weil Bars und Restaurants wieder öffnen durften. Wer sich aber am Wochenende auf einen Spaziergang über „die sündigste Meile der Welt“ begab, den überkam vor allem eines: eine Beklommenheit, die besonders durch die unheimliche Stille nachwirkt. Erschwerend kommt die Dunkelheit an vielen Stellen dazu: Während unter normalen Umständen alles blinkt und leuchtet, haben einige Betreiber der Beleuchtung gänzlich den Saft abgedreht. Fast so, als solle unterstrichen werden, dass hier ohne Hilfsmaßnahmen die Lichter endgültig ausgehen.

  • 1 von 4 Das Banner wirkt paradox, weil der Kiez so menschenleer wie nie am Wochenende ist

  • 2 von 4 Normalerweise beleuchtet: Die Reeperbahn wirkt ohne Licht unwirklich

  • 3 von 4 Eine Folge der Corona-Pandemie: Alle Clubs auf dem Kiez mussten schließen

  • 4 von 4 Ein bisschen Spaß muss sein: das "Mask-have der Saison"

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Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings, so versprach Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, der berühmten Dragqueen und Wirtin Olivia Jones in einem Gespräch für das Online-Kulturmagazin „Kulturona“ sich in Berlin für diese besondere Branche einzusetzen. Das Ganze wird für alle Beteiligten eine schwere Prüfung. Und anders als sonst gilt dieses Mal: Weder die Klausur, noch eine gute Party kann wiederholt werden.

#Coronavirus #COVID19 #Freiheit #Party

18. Mai 2020